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Institut für Politikwissenschaft und Soziologie

2019 European Summer Academy

Fußballweltmeisterschaft 2018: Die Welt blickt auf ein Land, welches durch Vorwürfe der Menschenrechtsverletzungen und der Bezeichnung als autoritäres Regime immer öfter in die Kritik gerät. Die Rede ist vom EU-Nachbarstaat Russland. Doch auch wenn die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft zunächst als gelungen gefeiert wurde, stellte das Europäische Parlament in diesem Jahr (2019) klar: Russland werde weiterhin nicht als strategischer Verhandlungspartner betrachtet.

Dass die Beziehung zwischen der EU und Russland von Spannung geprägt ist, ist nicht in Frage zu stellen. Doch was wissen wir wirklich über unsere Nachbarn? Und wie stehen russische Studierende zur EU und zur europäisch-russischen Beziehung? Diese Fragen sind nur ein Beispiel, der während der European Summer Academy 2019 in Otzenhausen behandelten Thematiken.

Von 29. Juli 2019 bis 08. August 2019 ermöglichte die European Summer Academy Otzenhausen einen direkten Austausch zwischen russischen, belgischen und deutschen Studierenden. Neben der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und den Studierenden aus St. Petersburg, nahmen die Universitäten Koblenz/Landau, Bielefeld, Kleve und Gent an dem Informationsseminar teil.

Das Seminar stellte sich aus einem abwechslungsreichen Programm zusammen. Neben Workshops und Vorträgen zu interkultureller Kommunikation, der EU im Allgemeinen, ihre künftigen Herausforderungen und die Beziehungen zu Russland, standen für die Studierenden auch spannende Ausflüge auf der Agenda. Mit dem Fokus auf EU und Deutschland, durften Punkte wie der Besuch im Europarat, eine Tour durch das Europäische Parlament in Straßburg oder die Besichtigung des kleinen, aber für die EU so wichtigen, Grenzorts Schengen nicht fehlen. Und auch schwierigere, aber nicht unwichtigere, Themen wie die Aufarbeitung der deutschen Nazi-Vergangenheit wurden durch einen Besuch in der Gedenkstätte Hinzert behandelt.

Während dem 10-tägigen Zusammensein der Studierenden ergab sich immer wieder die Möglichkeit wichtige Themen zu diskutieren und damit die Chance neue Sichtweisen zu erhalten. Ein Beispiel zeigte sich während einem Vortrag zur Zukunft der EU/Deutschland/Russland-Freundschaft. Dieser spaltete zwar die Meinungen, zeigte jedoch, wie wichtig es ist den Dialog zwischen den Staaten bzw. der EU aufrechtzuerhalten. Einen besonders starken Eindruck, hinterließen dabei die Erzählungen und Beschreibungen der russischen Studierenden zu aktuellen Geschehnissen in Russland und deren Blick auf die EU.

Doch nicht nur im Rahmen von Diskussionen und Vorträgen fand ein Austausch statt: Auch das Organisieren von Länderabenden für die jeweils anderen Teilnehmer*innen, eine Weinprobe und ein Kegelabend mit einer, an einem anderen Seminar beteiligten, südkoreanischen Gruppe waren Teil des Seminars. Und auch außerhalb des Plans trafen sich die Studierenden im Gemeinschaftsraum und zeigten sich gegenseitig die ‚typischen‘ Arten zu feiern, spielten Tischtennis oder diskutierten fleißig weiter.

Die Freundschaft welche zwischen den russischen, deutschen und belgischen Studierenden hier entstanden ist, zeigt wie einfach diese doch ist und gibt Hoffnung eine solche auch auf politischer Ebene wieder zu erlangen. Der Dialog der Studierenden soll auf jeden Fall aufrechterhalten werden. Dafür bietet sich unter anderem eine Gelegenheit in der im Frühjahr 2020 stattfindenden Russian Spring Academy, bei der die deutschen und belgischen Teilnehmer*Innen zu ihren russischen ‚Austauschpartner*innen‘ nach St. Petersburg reisen werden.

Text: Antonia Härtl