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Institut für Politikwissenschaft und Soziologie

2020 Russian Spring Academy

Nach dem ersten Part der deutsch-russischen Summer and Spring Academy in Otzenhausen im Sommer 2019 reiste Ende Februar 2020 eine Gruppe von Studierenden des Instituts für Politikwissenschaft und Soziologie der Universität Würzburg gemeinsam mit den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen Anja Zürn und Philipp Gieg vom Jean-Monnet-Lehrstuhl zum Gegenbesuch nach St. Petersburg.

Das Jahr 2020 begann mit einem Paukenschlag, als die russische Regierung am 15. Januar ihren Rücktritt ankündigte. Dass Vladimir Putin kurzerhand eine Verfassungsreform durchbrachte, die ihm weitere 16 Jahre des Regierens ermöglichen soll, rückt das Ganze in ein noch fragwürdigeres Licht. Daher stand der Abschluss des Seminars „Begegnung macht Freunde“ der Europäischen Akademie Otzenhausen unter einem ganz besonderen Stern.

30 Studierende aus dem Saarland, der Universität Würzburg, der Universität Koblenz-Landau, der Universität Bielefeld und der Hochschule Rhein-Waal sowie 15 russische Studierende haben an dem Seminar teilgenommen. Partner und Mitveranstalter war die Staatliche Universität St. Petersburg. Unterstützt und gefördert wurde das Seminar maßgeblich vom Auswärtigen Amt sowie der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und der ASKO Europa-Stiftung.

Mit diesem deutsch-russischen Begegnungsseminar fördert die Europäische Akademie Otzenhausen seit nunmehr zehn Jahren das gegenseitige Verständnis unter den Teilnehmenden, für die unterschiedlichen Sichtweisen sowie die Situation im jeweils anderen Land. Hierbei werden vor allem Kennlernprozesse initiiert, Vertrauen und Freundschaften aufgebaut und vertieft, Vorurteile abgebaut, Gemeinsamkeiten und Unterschiede samt ihren Gründen vermittelt.

Der Schwerpunkt des zweiten Teils des Begegnungsseminars lag darin, Russland kennenzulernen und mit Akteuren der Zivilgesellschaft ins Gespräch zu kommen. Dabei wurden NGOs besucht und mit Menschen aus Politik, Kunst und der Zivilgesellschaft gesprochen und diskutiert. Die Teilnehmenden schauten dabei in hohem Maße hinter die Kulissen und trafen Menschen, die das offizielle Russland nicht ins Scheinwerferlicht rückt bzw. die mehr oder minder starken Repressionen ausgesetzt sind.

Da St. Petersburg alles andere als repräsentativ für das so vielfältige und große Russland ist, fuhr die Gruppe in die Provinzstadt Novgorod. Vor Ort erfuhren die Teilnehmenden mehr über die Geschichte der Stadt und Russland selbst. Neben einem längeren Aufenthalt an der Universität der Stadt und intensiven Gesprächen mit Professorinnen und anderen Studierenden, stand ein Besuch des Kulturzentrums an. Dort wurde den Teilnehmenden die Situation der Stadt und insbesondere der Kulturszene geschildert. Auch hier zeigen sich Probleme und Herausforderungen, die maßgeblich eine Folge der aktuellen Politik sind; auch wenn dies eher „durch die Blume“ angesprochen wurde.

Das gesamte Seminar wurde von Workshops und theoretischen Inhalten, wie Vorträgen und interaktiven Elementen begleitet. Dabei wurde den Teilnehmenden ein Einblick in die Innen- und Außenpolitik Russlands gegeben und die Rolle Russlands im Europarat vermittelt. Neben der Fahrt nach Novgorod war ein weiterer Höhepunkt die öffentliche Podiumsdiskussion. Im Mittelpunkt stand die Frage: „Russland in Europa: EU-Russland. Gemeinsame Vorstellungen, gemeinsames Verständnis?“. Durch Expert*innen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und die Studierenden selbst wurden unterschiedlichen Aspekte angeführt und diskutiert. Besonders erfreulich war, dass Frau Stefanie Schneider vom Kultur- und Pressereferat des Deutschen Konsulats in St. Petersburg ein Grußwort sprach und sich an der Diskussion beteiligte.

Neben den Themen der Politik und Kultur lag ein weiterer inhalticher Schwerpunkt auf Medien und insbesondere neue Massenmedien in Russland. An der Fakultät für Journalismus und Medien konnten die Teilnehmenden neben einem Vortrag auch selbst mit Studierenden der Fakultät und Journalist*innen über die aktuelle Situation sprechen und diskutieren.

Auch am Ende dieses Seminares zeigt sich erneut, dass das beste Mittel für den Abbau von Vorurteilen und für die Bewältigung von Problemen das miteinander Sprechen und die Begegnung selbst sind. Denn am Ende macht Begegnung Freunde und Europa entsteht eben nur durch Begegnung.

Bericht: Timo Stockhorst, Europäische Akademie Otzenhausen