Intern
Institut für Politikwissenschaft und Soziologie

Deutsch-Kolumbianischer Studierenden-Austausch zum Thema Migration

Studierende aus Popayán und Würzburg diskutierten über das Thema Migration

Auf Einladung des Interdisziplinären Arbeitskreises Lateinamerika war eine Reisegruppe von der juristischen Fakultät der Universidad del Cauca in Popayán (Kolumbien) zu Gast in Würzburg. Die vom DAAD finanzierte Reise diente dem Austausch zwischen deutschen und kolumbianischen Studierenden zum Thema Migration, das in beiden Ländern sehr viel Aufmerksamkeit erfährt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Dr. Thomas Kestler, der die Reisegruppe am Institut begrüßte und die Moderation des Programms übernahm.

Die kolumbianischen Gäste erläuterten die Situation venezolanischer Migrantinnen und Migranten, die vor der wirtschaftlichen und politischen Misere in ihrem Land in großer Zahl nach Kolumbien geflohen sind. In ihrem Vortrag und in der anschließenden Diskussion machten sie deutlich, dass von Seiten der kolumbianischen Regierung zwar die notwendigen rechtlichen Instrumentarien für die Handhabung der Migrationsbewegung geschaffen wurden, innerhalb der einheimischen Bevölkerung aber verbreitete Skepsis gegenüber den Neuankömmlingen besteht.

Letzteren Punkt bestätigte Dr. Christoph Mohamad-Klotzbach, der in einem Vortrag zum Thema „Democracy and Migration in the Light of Public Opinion“ die Einstellungen und Wahrnehmungen zur Migration in Deutschland und Kolumbien anhand von Daten aus dem World Values Survey vergleichend betrachtete. In einem weiteren Vortrag thematisierte Dr‘in Theresa Stawski das Thema Migration unter dem Gesichtspunkt der Staatlichkeit, deren Fragilität einerseits als Folge, andererseits und insbesondere aber als eine Ursache von Migrationsbewegungen betrachtet werden könne. Im Falle Venezuelas sei der Zusammenhang zwischen Staatszerfall und Migration besonders augenfällig.

In einer von Würzburger Studierenden gestalteten Präsentation wurden die Gäste mit der Geschichte der Einwanderung in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg vertraut gemacht. In der anschließenden Diskussionsrunde zeigte sich, dass sich trotz der Unterschiede in der Art und im Umfang der Migrationsbewegungen in Kolumbien und Deutschland ähnliche Probleme und Fragen stellen. Eine speziell für den kolumbianischen Fall aufgeworfenen Frage lautete, wie die Ablehnung venezolanischer Migranten in Kolumbien zu erklären sei, trotz der weitreichenden historischen und kulturellen Gemeinsamkeiten beider Länder. Wie sich zeigte, sind es offenbar gerade die kleinen kulturellen und sprachlichen Unterschiede, die häufig für Irritationen sorgen – eine Erfahrung, von der auch lateinamerikanische Migrantinnen und Migranten in Spanien und Portugal berichten.

Den Abschluss des Besuchsprogramms bildete ein Besuch der Residenz und des Hofgartens und ein gemeinsames Abendessen.