Thomas Kestler in der ZEIT
26.10.2025Dr. Thomas Kestler hat mit der ZEIT über den aktuellen Rechtsruck in Lateinamerika gesprochen. Er erklärt, warum konservative und rechtspopulistische Kräfte in vielen Ländern an Einfluss gewinnen, welche Ursachen hinter dieser Entwicklung stehen – und welche Chancen und Risiken sie für die Demokratie in der Region birgt.
Mit der ZEIT hat Dr. Thomas Kestler über die aktuelle politische Entwicklung in Lateinamerika gesprochen. In Bolivien, Argentinien, Ecuador, Paraguay und El Salvador haben konservative oder rechtspopulistische Kräfte die Macht übernommen; in Chile, Kolumbien und Brasilien wankt die Unterstützung für linke Amtsinhaber. Damit stellt sich die Frage, was der aktuelle Rechtsruck für die demokratische Entwicklung in der Region bedeutet.
Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es laut Dr. Kestler nicht, da die Vertreter des rechten Spektrums in Lateinamerika differenziert zu betrachten seien. Eine Gemeinsamkeit liege aber darin, dass sie vor allem mit den Themen Sicherheit, Inflation und Korruption punkten, da viele linke Regierungen es versäumt hätten, in den Boomjahren soziale Ungleichheit und Abhängigkeit von Rohstoffen abzubauen. Die aktuelle Wählerstimmung richte sich vor allem gegen das politische Establishment: Man wählt das „kleinere Übel“, nicht aus Überzeugung.
Für die Demokratie sei die Entwicklung ambivalent: Einige der aktuellen Rechtsregierungen agieren demokratisch, andere zeigen autoritäre Tendenzen. Besonders Brasilien sei ein Prüfstein für die Demokratie in der Region: Nach Bolsonaros Verurteilung bleibt offen, ob Präsident Lula da Silva oder seine Nachfolger die institutionelle Ordnung stabil halten können.
Link zum Beitrag
