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Institut für Politikwissenschaft und Soziologie

Dr. Thomas Kestler wurde im Fach Politikwissenschaft habilitiert

10.11.2021

Mit einem Vortrag zur (Ohn)Macht von Ideen hat Dr. Thomas Kestler vom Institut für Politikwissenschaft und Soziologie seine Habilitation im Fach Politikwissenschaft abgeschlossen.

Seine Habilitationsschrift erscheint demnächst unter dem Titel „Die motivationale Macht von Ideen. Theoretische und empirische Grundlegungen eines ideenbasierten Neoinstitutionalismus“ bei Springer VS.

Am 21. Oktober erhielt Dr. Thomas Kestler vom Dekan der Humanwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Johannes Hewig, die Habilitationsurkunde überreicht, nachdem bereits im Juli der Fakultätsrat dem Antrag auf Erteilung der Lehrbefugnis zugestimmt hatte.

Im Anschluss daran hielt Dr. Kestler seine Antrittsvorlesung zum Thema „Kollektives Handeln und die (Ohn-)Macht der Ideen“, in der er Überlegungen aus seiner Habilitationsschrift aufgriff. Speziell ging es um die Frage, welche Rolle Ideen für das Handeln in großen Gruppen spielen und inwiefern sie einen Ausweg aus dem Dilemma kollektiven Handelns bieten. Kollektives Handeln beschrieb er analog zu individuellem Handeln als das Ergebnis eines Handlungsplans und eines auslösenden Impulses. So, wie beispielsweise eine Reise im Voraus geplant wird, verständigten sich auch Gruppen auf ein gemeinsames Ziel und auf die notwendigen Schritte, die zu diesem Ziel führen.

Allerdings müsse zur konkreten Ausführung dieses Plans ein auslösendes Moment hinzukommen, ein gemeinsamer Fokus, der synchrones Gruppenhandeln ermöglicht. Bei einer Wahl beispielsweise teilen die Wählerinnen und Wähler das gemeinsame Ziel der Bestellung eines neuen Bundestags und sie kennen zumindest in groben Zügen die Funktionsweise des Wahlmechanismus. Erst der Wahlkampf und das Datum des Wahlsonntags sorgten aber für die notwendige Synchronität, die den Demos als konkret handelnde Einheit in Erscheinung treten lässt.

Geteilte und hinreichend breit verankerte Vorstellungen, etwa davon, wie eine Wahl funktioniert und wie sie sich begründet, seien eine Voraussetzung dafür, dass Kollektivhandeln in großem Maßstab zustande kommt. Umgekehrt bedeute das, dass Gruppen ohne geteilte Ideen handlungsunfähig bleiben. Dr. Kestler verdeutlichte das am Beispiel der Corona-Krise, auf die auch deshalb so zögerlich reagiert worden sei, weil kein kollektiver Handlungsplan vorgelegen habe und diese neuartige Bedrohung in kein etabliertes Deutungsschema passte. Mit Blick auf die Europäische Union stellte er fest, dass viele Krisenerscheinungen ebenfalls auf das Fehlen einer gemeinsamen ideelle Basis zurückgeführt werden könnten. Dies gelte allerdings in zunehmendem Maß auch für die nationale Ebene, wo die geteilten Vorstellungen, auf denen stabiles, zielgerichtetes Gruppenhandeln beruht, im Schwinden begriffen seien. Ausgehend von diesen Beobachtungen schloss er mit der wenig optimistischen Prognose, dass in Zukunft mit volatilerem, reaktiverem und weniger zielgerichtetem Kollektivhandeln zu rechnen sei, worunter auch die Qualität von Demokratie und Governance leiden würde.

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