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Institut für Politikwissenschaft und Soziologie

DFG-Projekt: Subjektiver und objektiver Berufserfolg von Promovierten in Deutschland

Laufzeit: 01.01.2020–30.06.2024

Im OECD-Vergleich ist Deutschland nach den USA das Land mit der zweitgrößten Zahl abgeschlossener Promotionen pro Jahr – gefolgt von Großbritannien. Der Doktortitel ist in Deutschland zwar in der Regel Voraussetzung für eine akademische Laufbahn, er erfüllt aber eine doppelte Qualifizierungsfunktion, weil er auch auf dem außeruniversitären Arbeitsmarkt nachgefragt wird. Insbesondere im Kontext technologischer und gesellschaftlicher Innovationsprozesse wird Promovierten eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Unternehmen sind bei ihren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in hohem Maße auf wissenschaftlich qualifiziertes Personal angewiesen.

Aus individueller Perspektive ist eine Promotion daher oftmals mit beruflichen Vorteilen verbunden. In der bisherigen Forschung wurden Fragen des Berufserfolgs von Promovierten etwa am Beispiel des Einkommens, der Beschäftigungsadäquanz, der beruflichen Zufriedenheit und des Aufstiegs in Führungspositionen untersucht. Jedoch liegen bislang nur wenige Untersuchungen vor, welche der Mehrdimensionalität von Berufserfolg gerecht werden, indem objektive Erfolgskriterien mit subjektiven Erfolgskriterien in Beziehung gesetzt werden. Zudem mangelt es an Informationen über die Situation und die Werdegänge neuerer Promoviertenjahrgänge.

Das Projekt soll neue Erkenntnisse zur Beschreibung und Erklärung von Karrierewegen und ‑erfolgen von Promovierten aus unterschiedlichsten fachlichen und institutionellen Kontexten liefern. Der berufliche Erfolg dieser besonderen Bildungsgruppe wird dabei auf mehreren Ebenen und aus verschiedenen Perspektiven heraus untersucht: Berufserfolg wird anhand subjektiver und objektiver Kriterien betrachtet, es werden intraindividuelle und interindividuelle Unterschiede im Berufserfolg untersucht und sowohl Promovierte in den Blick genommen, die innerhalb der Wissenschaft, als auch jene, die beispielsweise in Wirtschaft oder Verwaltung tätig sind.

Im Detail wird das Projekt den folgenden Forschungsfragen nachgehen:

  • In welchen Tätigkeitsbereichen sind Promovierte beschäftigt und inwiefern entsprechen diese Tätigkeiten ursprünglichen Karriereplänen?
  • Sind beim Verbleib in der Wissenschaft intersektionale Ungleichheiten erkennbar?
  • Welche Rolle spielen individuelle Kosten-Ertrags-Kalkulationen im Kontext beruflicher Entscheidungsprozesse von Promovierten und inwiefern führen diese zu geschlechterdifferenten Berufsverläufen?
  • In welcher Form beeinflussen soziale Vergleiche die Einkommenszufriedenheit von Promovierten?
  • Wie verändern sich die beruflichen Ziele von Promovierten über die Zeit – zum Beispiel nach der Geburt eines Kindes?
  • Wie hoch ist das Ausmaß von Beschäftigungsinadäquanz unter Promovierten und was sind die Risikofaktoren für (horizontale und vertikale) inadäquate Beschäftigung?

Erwerbsbiografisch stellt der Promotionsabschluss einen speziellen Entscheidungsmoment für oder gegen eine akademische Laufbahn dar. Als Datenbasis für das Forschungsprojekt dient daher eine deutschlandweit repräsentative Panelstudie mit Promovierten des Abschlussjahres 2014 (DZHW‑Promoviertenpanel). Im Rahmen dieser Befragungsstudie wurden die Berufs- und Lebensverläufe von mehreren tausend Promovierten aus allen Fachrichtungen und Promotionskontexten über einen Zeitraum von bislang fünf Jahren beobachtet.

Lea Goldan  ist Doktorandin in diesem Projekt. Es wird in Kooperation mit Dr. Steffen Jaksztat vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)  in Hannover durchgeführt.

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – 433155285.