20.05.2025: Vortrag
Vortrag von Dr. Eva Krick zum Thema „Umweltexpertise in Partizipationsprozessen“
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Forum Nachhaltigkeit fand am 20. Mai 2025 die nächste Veranstaltung für das Sommersemester 2025 zum Oberthema "Verhandlung, Vermittlung und Verrechtlichung globaler Nachhaltigkeitsziele" statt. Nach einer kurzen Einführung durch Jun-Prof. Dr. Ulrike Zeigermann und Linda Koch referierte Dr. Eva Krick der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz zum Thema „Umweltexpertise in Partizipationsprozessen“.
Zunächst stellte Dr. Krick die Fragen in den Raum, wer eigentlich als Klimaexperte und -expertin gelten kann. Dabei analysierte sie zwei zentrale gesellschaftliche Entwicklungen: die partizipative Wende und die zunehmende „Epistemisierung“ des Politischen. Erstere verweist auf den Trend einer stärkeren Bürger*innenbeteiligung in Demokratien, etwa in Form von Volksentscheiden, oder auch losbasierten Verfahren wie Bürger*innenräten. Aber auch Schwächen wie mangelnde Repräsentation und politische Anbindung wurden thematisiert. Zweitere beschreibt den wachsenden Einfluss von Wissenschaft und Expertise auf politische Entscheidungen („evidence-based policy-making“), was gleichzeitig neue Spannungsfelder schafft: Wer gilt als Expert*in? Und welches Wissen ist politisch legitim?
Ein weiteres Thema war die Bewertung der Qualität und der Verlässlichkeit von Wissen, insbesondere, wenn man einen breiten Wissensbegriff zugrunde legt, der Erfahrungswissen ebenso wie „know-how“ einschließt. Dabei verdeutlichte Dr. Frick, dass nicht jede Meinung automatisch Expertise darstellt, entscheidend sei, ob Wissen für andere eine nützliche Ressource darstellt. Besonders relevant seien die Spezialisierung, Originalität und institutionelle Überprüfbarkeit des Wissens. Auch wenn Erfahrungswissen – etwa von Betroffenen klimabedingter Ereignisse – schwerer zu bewerten, zu teilen und zu generalisieren ist, kann dadurch das Verständnis für die Problemlage und die Perspektive vulnerabler Gruppen vertieft und greifbarer gemacht werden. Zudem wurde in Bezug auf die Vertrauenswürdigkeit von Wissen sogenannte Proxies wie Zertifikate oder der berufliche Werdegang als Stellvertreterindikatoren für verlässliches Wissen diskutiert. Bei „tacit knowledge“ (implizitem Wissen) oder nicht-institutionalisiertem Erfahrungswissen greifen solche Proxies jedoch häufig nicht. Programme wie das norwegische „Ex-In“, das Erfahrungswissen durch bestimmte Kurse strukturiert nutzbar macht, wurde als möglicher Lösungsansatz vorgestellt.
Abschließend wurde gefragt, wie Klimaexpertise konkret aussieht. Dabei wurde deutlich: Erfahrungswissen wird aufgrund der fehlenden Generalisierbarkeit und Teilbarkeit als nicht besonders wertvolles Wissen eingeordnet. Man sollte Erfahrungswissen jedoch nicht unterschätzen und stattdessen Wege finden, dieses Wissen sichtbarer und anschlussfähiger zu machen.
Die Veranstaltungsreihe wird unter anderem in interdisziplinärer Zusammenarbeit der Professur für Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung mit der Professur für Öffentliches Recht und Wirtschaftsvölkerrecht, dem Lehrbereich der Politischen Theorie und dem Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Europaforschung umgesetzt. Der Vortrag konnte auch für das GSiK Zertifikat Nachhaltigkeit und Globale Verantwortung angerechnet werden lassen.
