Intern
Institut für Politikwissenschaft und Soziologie

Podiumsdiskussion: Wahlen in Brasilien

Die Wahlen in Brasilien: Analyse und Ausblick

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis Lateinamerika des Instituts für Politikwissenschaft und Soziologie veranstaltete am vergangenen Mittwoch, den 06.11.18, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Die Wahlen in Brasilien: Analyse und Ausblick“. Die Diskutanten waren Dr. Peter Mainka, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Würzburg und Dr. Thomas Kestler, ebenfalls wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft und Systemlehre.


Zuerst berichtete Dr. Peter Mainka über das Wahl- und Parteiensystem in Brasilien, die Superwahlen und die Wahl des rechten Kandidaten Jair Bolsonaro im zweiten Wahlgang am 28.10. Danach schilderte Dr. Thomas Kestler die Ausgangssituation vor den Wahlen anhand eines Überblicks über die maßgeblichen Entwicklungslinien  seit der Militärdiktatur, die in eine extreme Polarisierung zwischen Anhängern und Gegnern der Arbeiterpartei des früheren Präsidenten Lula da Silva (PT) geführt hätten. Demnach verkörperte Bolsonaro alles, was die Ablehnung des PT vereinte, so dass alle Wähler, die unzufrieden mit den vorherigen Präsidenten waren, praktisch zu Bolsonaro-Wählern wurden.


Anschließend richteten die beiden Diskutanten das Augenmerk auf die kurzfristige Dynamik des Wahlprozesses, die ein inzwischen bekanntes „Muster der Provokation“ erkennen ließ, wie es zuvor schon bei der Wahl von Hugo Chávez in Venezuela, von Donald Trump in den USA oder von Rodrigo Duterte in den Philippinen zu beobachten war. Darüber hinaus verwies Mainka auch auf die fragwürdige Berichterstattung der Medien über den PT als einen entscheidenden Faktor für den Wahlsieg Bolsonaros und bezeichnet diese als „seltsame Mischung aus Information und Desinformation der Bevölkerung“.   

Als weitere Gründe für den Wahlsieg verwiesen beide Diskutanten auf die Wirtschaftskrise, die verschlechterte Sicherheitslage, Korruptionsskandale, das gesunkene Vertrauen in Wahlen und Institutionen sowie die Tatsache, dass Bolsonaro eine große Religionsgruppe, die Evangelikalen, als Unterstützer gewinnen konnte.

Nach der Diskussion konnten die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer Fragen stellen, die unter anderem die Zukunft Brasiliens als Volkswirtschaft betraf, aber auch die menschenrechtliche Situation im lateinamerikanischen Staat.

Der Interdisziplinäre Arbeitskreis Lateinamerika bedankt sich herzlich bei Dr. Peter Mainka und dem sehr engagierten Publikum.